(Herrmann) Ferdinand Freiligrath
geboren: am 17.06.1810 in Detmold
gestorben: am 18.03.1876 in Cannstatt
Wer war eigentlich Freiligrath?
Besonders bei älteren Bürgern heißt unsere Realschule schlicht und einfach Freiligrathschule. Unser ehemaliger Direktor, Herr Schrader, sprach grundsätzlich von der Freiligrathschule und sorgte dafür, dass dies auf jedem Briefkopf vermerkt wurde.
Auch auf unseren Zeugnisformularen steht heute noch „Realschule der Stadt Lage (Freiligrathschule)“.
Als junge Lehrerin traute ich mich natürlich nicht zu fragen, wer denn dieser Freiligrath war (das hätte ja eine Bildungslücke bloßgelegt, für die man sich später sicher geschämt hätte).
Über den Schulalltag vergaß ich meine Frage wieder, bis ich vor einigen Jahren eine Bronzebüste, von Blumen umwachsen, im Treppenhaus unseres Anbaus entdeckte und man mir sagte, dies sei der „Kopf von Freiligrath“.
Ich schlug in einer Literaturgeschichte nach und las:
„Ferdinand Freiligrath (aus Detmold 1810-76) war der stärkste Lyriker nach Heinrich Heine.“ Als Schriftsteller erhielt er durch die Vermittlung Alexander von Humboldts vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. eine Pension, „damit er sich ganz der Dichtung widme“. Als er aber 1844 ins liberale Lager überwechselte, verzichtete er auf die Pension und verfasste politische und soziale Gedichte, in denen er gegen die Krone und den alten Staat rebellierte. Er ging nach Belgien, wo er sein Geld als Handelskorrespondent verdiente.
1848 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm mit Karl Marx die Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung“ in Köln. 1851 emigrierte er erneut nach England, um sich drohender politischer Verfolgung zu entziehen, und arbeitete dort als Sachverwalter einer Schweizer Bank. 1867 kam er endgültig nach Deutschland zurück.
Seine Lyrik umfasst die Spannweite vom schlicht-innigen Volkslied bis zum Pathos politischer Gesänge. Deshalb war er im ganzen Volk bekannt. Seine Gedichte finden wir noch 1928 im „Vaterländischen Lesebuch“ für das 7.und 8. Schuljahr.
Unterschrift Freiligraths
Eine Kostprobe aus dem Gedicht „O lieb, solang du lieben kannst!“
„Und hüte deine Zunge wohl;
bald ist ein böses Wort gesagt!
O Gott, es war nicht bös gemeint,-
der andere aber geht und klagt.“
Bedeutung erlangte Freiligrath aber auch durch seine Übersetzungen englischer und amerikanischer Lyrik.