Die COVID-19-Pandemie beschäftigt auch die Schulgemeinschaft der Freiligrathschule – Realschule der Stadt Lage seit nunmehr fast anderthalb Jahren. Routinierte und als bewährt verstandene Abläufe mussten, zum Teil mehrfach innerhalb kürzester Zeit aufgegeben bzw. an die jeweilige Situation bzw. politischen Vorgaben angepasst werden. Nichtsdestotrotz musste ein verlässlicher Schulalltag für alle Mitglieder der Schulgemeinschaft organisiert werden, was – so darf man rückblickend sagen – bislang ganz gut gelungen ist.

Schulträger, Schulleitung, Krisenteam, Schulkonferenz sowie alle am Schulleben Beteiligten – vom Lehrerkollegium über die Elternschaft, die Schulsozialarbeit, das Sekretariat, die Übermittagsbetreuung, die Hausmeister und die Reinigungskräfte bis zur Schülerschaft – haben unter großen Kraftanstrengungen nie das Ziel außer Acht gelassen, den Schülerinnen und Schülern einen verlässlichen und sicheren Unterricht anzubieten.

Ein wichtiger Baustein dabei war auch die Sicherstellung der betrieblichen Ersten Hilfe zu Unterrichtszeiten. Bereits vor der Coronapandemie waren alle Lehrkräfte der Lagenser Realschule von ihren Kollegen Francis Cuthbertson (Erste-Hilfe-Ausbilder der DLRG Bielefeld) und Jörn Fries (Fachausbilder Sanitätsdienst und Mentor Erste Hilfe der Johanniter Rheinhessen) in erweiterter erster Hilfe fortgebildet worden – im Übrigen steht die nächste, neun Unterrichtseinheiten umfassende Fortbildungsmaßnahme zu Beginn des neuen Schuljahres 2021/2022 an, wofür die Lehrkräfte an drei Nachmittagen extra zur Realschule kommen bzw. nach ihren unterrichtlichen Verpflichtungen länger verbleiben werden. Diese über das gesetzlich Erforderliche hinausgehende Engagement der Kolleginnen und Kollegen sichert eine zeitnahe und gute Erste-Hilfe-Versorgung an jedem Ort schulischen Lebens, sei es in den Klassen- und Fachräumen, auf dem Schulhof, auf dem Sportplatz, in den Turnhallen, im Schwimmbad und auch bei außerunterrichtlichen Exkursionen, Wandertagen und Klassenfahrten.

Yovka (Mitte) und Helin (rechts) versorgen sachgerecht die “Unterarmverletzung” von Sasho (links)

Des Weiteren haben Francis Cuthbertson und Jörn Fries in weiser Voraussicht bereits zu Beginn des vergangenen Schuljahres 2020/2021 ihre Schulsanitätsdienst-Arbeitsgemeinschaft (SSD-AG) im wöchentlichen Rhythmus (statt wie vor der Pandemie im zweiwöchentlichen Rhythmus) angeboten und erstmals auch für die Klassenstufe 6 geöffnet. Über 50 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 6 bis 10 nahmen das Angebot dankbar an und absolvierten bis Ende November erfolgreich den Erste-Hilfe-Lehrgang, der aufgrund der Größe aufgesplittet werden musste. Ein Großteil der neuen Ersthelferinnen und Ersthelfer absolviert seit dieser Zeit – nur unterbrochen durch Zeiten der Kontaktbeschränkungen und des Distanzunterrichts – zuverlässig den Sanitätsdienst in den beiden großen Pausen sowie bei besonderen Ereignissen.

Und diese traten seit der Wiederkehr des nahezu uneingeschränkten Präsenzunterrichts am 31. Mai gehäuft auf. Bereits mehrfach mussten in den letzten fünf Wochen kleine und größere Notfallpatientinnen und -patienten betreut und erstversorgt werden, auch der Rettungsdienst war bereits mehrfach vor Ort. Hier leisteten die Schulsanitäterinnen und -sanitäter wichtige unterstützende Hilfe.

An einem Freitagmittag verletzte sich beim Schulsport eine Schülerin beim Aufwärmen derart, dass nach der Erstversorgung durch die betreuende Sportlehrerin und den hinzugerufenen Rettungssanitäter in Absprache mit den Eltern der Rettungsdienst die Patienten zur weiteren Abklärung ins Krankenhaus brachte.

In Zeiten, wo die nachmittäglichen Arbeitsgemeinschaften und die klassenübergreifenden Angebote von ministerieller Seite untersagt waren, haben die Kollegen Cuthbertson, Fries und Julian Koch (die beiden letztgenannten sind ausgebildete Rettungssanitäter) einen Drei-Mann-Dienstplan erstellt und sich von der Schulleitung mit Notfalltelefonen ausstatten lassen, um jeweils im Zweiterteam den Kernunterricht von 7 Uhr 40 bis 12 Uhr 55 sanitätsdienstlich abzudecken. Manch ein Schüler, manch eine Schülerin hoffte im Unterricht mit einem der drei Genannten sehnlichst auf den erlösenden Anruf aus dem Sekretariat … Die Annahme des Anrufes durch die Lehrkraft mit der obligatorischen Frage “Wo ist der Notfallort?” wurde unter den Schülerinnen und Schülern schon zu einem “running gag”.

Das Vorgehen minimierte die Gefahr der Ausbreitung der Pandemie an der Realschule Lage, da so nur ein kleiner Kreis mit dem möglicherweise infizierten Notfallpatienten, der möglicherweise infizierten Notfallpatientin über einen längeren Zeitraum (> 15 Minuten) in direktem Kontakt kam. Die Ausstattung von Sekretariat, Sanitätsraum und der drei Kollegen mit Fiebermessgeräten (analog und digital) sowie die umfangreichen hygienischen Vorsichtsmaßnahmen führten dazu, dass kein zusätzlicher Quarantänefall durch Einsatz des schulinternen Sanitätsteams zu beklagen war. Auch die regelmäßigen Testungen von Lehrkräften und Schülerschaft auf COVID-19 trug dazu bei, dass vergleichsmäßig wenige Fälle auftraten bzw. diese wenigen Fälle keinen Komplettausfall einer Lerngruppe zur Folge hatten. Das frühzeitige Impfen der ersthelfenden Lehrkräfte ab Mitte April, das zu einem Vollschutz ab Anfang Juni beitrug, kam erleichternd hinzu.

Als weiterer Baustein in der Erste-Hilfe-Versorgung der Realschule Lage ist die über insgesamt sieben Wochen laufende Ausbildung auch der internationalen Schülerinnen und Schüler in der von Gymnasium und Realschule gemeinsam betriebenen Sprachfördergruppe AlphaFlex/A1 unter der Leitung von Jörn Fries und Dr. Guntram Wilks zu sehen. Der 80 Unterrichtseinheiten umfassende Lehrgang “Erste Hilfe – Erstes Deutsch” brachte den Kids nicht nur die wichtigen Maßnahmen der Ersten Hilfe bei, sie lernten darüber hinaus auch wichtige Begriffe und Strukturen der deutschen Sprache und der Notfallversorgung in Deutschland kennen. Die Deutsch-als-Zweitsprache-(DaZ)-Lehrerinnen Jolanta Bukowski, Ewa Gabrys, Ursula Gehrmann und Maike Schillling sowie der Techniklehrer Zafer Caliskan unterstützten ihre beiden Kollegen dabei in nicht unerheblichem Maße durch Vermittlung von wichtigem und situativ angemessenem Wortschatz.Bei dem gestellten Verkehrsunfall auf dem Schulhof vor dem Haupteingang des Schulzentrums Werreanger kümmern sich (v.l.n.r.) Laura, Elvira und Eliabetta zunächst um die vermeintlich angefahrene “Fußgängerin” (Doaa) …

… und anschließend um einen der beteiligten “Autofahrer” (Azad, liegend), aufmerksam beobachtet von Shahin, der ebenfalls in dem “verunfallten” Auto saß/ Bildautor: Jörn Fries

Einen Schwerpunkt bildete an den beiden vorletzten Schultagen das Reanimationstraining an der Herz-Lungen-Wiederbelebungspuppe “Anne”, das jede Schülerin und jeder Schüler absolvieren musste. Auch die Handhabung des im Schulzentrum Werreanger seit Längerem im Foyer vorgehaltenen Automatisierten Externen Defibrillators (AED) wurde geübt. Der plötzliche Herztod und die erfolgreich verlaufenen Wiederbelebungsmaßnahmen des dänischen Fußballnationalspielers Christian Erikson am zweiten Tag der UEFA EM 2020 hatten unter den Teilnehmenden zu einer besonderen Sensibilität für dieses wichtige Thema geführt. Weitere wichtige Themengebiete waren die allgemeine Wundversorgung, Schocklage, stabile Seitenlage und psychosoziale Betreuung von Mitschülerinnen und Mitschülern.

Als besonderes Highlight empfanden die internationalen Schülerinnen und Schüler den letzten Schultag am Freitag, dem 2. Juni. Aus den Händen von Dr. Guntram Wilks erhielten sich nämlich nicht nur ihren Lernstandbericht, der ihre Fortschritte in der Sprachfördergruppe im letzten Halbjahr dokumentiert, sondern von Jörn Fries auch die Erste-Hilfe-Bescheinigung, die sie später, beispielsweise beim Führerscheinerwerb, vorlegen können.

Und wer weiß, vielleicht ist der eine oder die andere von ihnen schon im kommenden Schuljahr aktiv als Schulsani tätig? Können dürften sie es schon jetzt!

Am 1. Juli zum Lehrgangsende zeigten (v.l.n.r.) Antar, Sasho, Azad, Doaa, Yovka, Elvira und Laura ihr erworbenes Können, während Shahin (liegend) sich bewusstlos stellte; während den Fotoaufnahmen wurde Ausbilder Jörn Fries vom Sekretariat zu einem unfallchirurgischen Notfall gerufen/ Bildautorin: Ewa Gabrys

Text: J. Fries