Seit Kurzem stehen an der Werre im Bereich der Stadt Lage die ersten sechs Schautafeln des Gewässerlehrpfades. Weitere 20 sollen in den nächsten Monaten folgen. Ende April wurde der Gewässerlehrpfad im Rahmen einer Feierstunde erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Er geht auf ein Projekt der Realschule der Stadt Lage zurück, das vor rund 20 Jahren seinen Anfang in einer Arbeitsgruppe nahm.

Seit Kurzem stehen rund um das Schulzentrum Werreanger die ersten fünf Schautafeln am Gewässerlehrpfad.

“Non vitae sed scholae discimus.” („Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir.“)?

Bereits vor rund 2000 Jahren beklagte sich der römische Dichter und Philosoph Lucius Annaeus Seneca in einem fiktiven Brief an seinen „Schüler“ Lucilius wortreich und wortgewandt über die römischen Philosophenschulen seiner Zeit. Und diese kann man durchaus als Vorläufer unseres heutigen Bildungssystems sehen. Interessanterweise kennen nur Wenige dieses Zitat in der hier genannten Art und Weise. Viele, das haben kürzlich durchgeführte Fragen auch an unserer Schule ergeben, glauben, dass das Zitat wie folgt laute: “Non scholae sed vitae discimus.” („Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“) – aber diese Mär geht auf Bildungswissenschaftler des frühen 19. Jahrhunderts zurück, als man das Schul- und Bildungswesen grundlegend reformierte. Betrachtet man allerdings das hier vorgestellte Projekt, so wäre wohl folgender Ausspruch zutreffend: “Non solum scholae sed etiam vitae discimus.” („Nicht nur für die Schule, sondern auch für das Leben lernen wir.“).

Die Stadt Lage hatte am Freitag, dem 29. April 2022, zu einem Treffen aller am Werreprojekt Beteiligten in die Aula des Schulzentrums Werreanger eingeladen. Thorsten Paulussen, Beigeordneter und Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters sowie Fachbereichsleiter Fachbereich 4 der Stadt Lage, begrüßte als Hausherr in seinem einleitenden Grußwort insbesondere die anwesenden ehemaligen Schüler und Schülerinnen der Realschule Lage sowie die Vertreter der beiden Sponsoren S-Immobilien GmbH und Stadtwerke Lage und übergab anschließend das Mikro an Wolfgang Somsen. Der Biologielehrer und Initiator des seit dem Jahr 2003 bestehenden Werreprojektes der Freiligrathschule ließ in seinem bebilderten Vortrag die rund 20-jährige Erfolgsgeschichte vom Werreprojekt zum Gewässerlehrpfad Revue passieren. Der Veranstaltung wohnten auch Schulleiter Jürgen Franke, seine beiden Konrektorinnen Tanja Bienert und Regine Krüger sowie einige Lehrkräfte bei.

Initiator und Biologielehrer Wolfgang Somsen erläuterte mit zahlreichen Folien Entstehung, Fortgang und Ziele des schulischen Werreprojektes.

Die Vertreter von Stadt, Stadtwerken und beider Sponsoren sowie die örtlichen Medien lauschten aufmerksam Herrn Somsens Ausführungen.

Herr Somsen richtete zunächst seinen besonderen Dank, stellvertretend für alle Mitwirkenden, an Sven Anders von der Stadt Lage, mit dem er eng und vertraulich das schulische Werreprojekt zu einem allgemeinen Klima- bzw. Hochwasserschutzprojekt der Stadt Lage weiterentwickeln konnte, sowie an die ebenfalls anwesenden ehemaligen Schülerinnen und Schüler, deren Projektarbeiten der Grundstock der neuen Informationstafeln darstellen.

Die Teilnehmenden der Veranstaltung konnten sich in der Aula des Schulzentrums Werreanger anhand mehrerer Schautafeln …

… über die Arbeiten der Realschülerinnen und -schüler informieren.

Ausgangspunkt war das jährlich in den oberen Klassenstufen stattfindende Werreprojekt, bei dem die Schülerinnen und Schüler der Lagenser Realschule die Werre auf ihre ökologische Qualität hin untersuchen. Dabei entstand auf Anregung der beteiligten Schülerinnen und Schüler die Idee, einen kleinen Lehrpfad rund um den Werreanger anzulegen. Zunächst ging Lehrer Somsen von etwa fünf bis sieben, einfach gestalteten Lehrtafeln aus. In Gesprächen mit der Stadt Lage, mit der es im Laufe der Zeit zu einer erstmals im Jahr 2010 schriftlich fixierten und im Jahr 2019 verlängerten Kooperation kam, wurde schnell deutlich, dass die Idee des Gewässerlehrpfades dort eine breite Unterstützung findet – und nicht nur dort. Werre-Wasserverband und Stadtwerke Lage gehören dem Kooperationsprojekt nun auch an. Die geplanten Umbaumaßnahmen im Rahm des Hochwasserschutzes sowie die Renaturierungsmaßnahmen der Stadt passten gut mit der Idee des Gewässerlehrpfades zusammen. Dies hatte zur Folge, dass aus den ursprünglich geplanten fünf bis sieben einfachen Tafeln nun deutlich mehr als 20 wurden, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt an der Werre aufgestellt werden sollen.

Im Jahr 2018 begannen die Schülerinnen und Schüler, sich auf einzelnen Themen des Gewässerschutzes und der Fließgewässerökologie zu spezialisieren und Prototypen für entsprechende Lehrtafeln zu entwickeln. Diese Entwicklung von „Prototypen“ wurde jedes Jahr von Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 10 fortgesetzt und regelmäßig den Kooperationspartnern und potenziellen Sponsoren vorgestellt. Dank der finanziellen Unterstützung der beiden Sponsoren Sparkasse „S-Immobilen GmbH und Stadtwerke Lage konnten nun die ersten sechs sehr aufwändig gestalteten Tafeln fertiggestellt werden. Sie sind nicht nur stabil im Boden verankert und mit schmutz- und graffitiabweisenden Folien beklebt, sondern teilweise auch im wahrsten Wortsinne “handhabbar” (drehbare Würfel, umklappbare Infotafeln).

Zusätzlich zu den Tafeln gibt es nun auch einen eigenen Web-Auftritt, bei dem neben den Inhalten der Tafeln auch weiterführende Verlinkungen und ein Quiz zu finden sind.

Am Schluss der In-House-Veranstaltung präsentierten sich alle Beteiligten der örtlichen Presse.

Mit einem ausführlichen Spaziergang entlang der Werre endete die Veranstaltung, der sicherlich weitere folgen werden. Für die Zukunft sollen Jahr für Jahr sukzessive weitere Tafeln entstehen und aufgestellt werden. Darüber hinaus sollen Schülerarbeiten auch mit der Webseite verlinkt werden, so dass langfristig ein großer Informationspool zum Thema aufgebaut werden wird.

Standen erneut im Fokus der lokalen Medien: die ehemaligen Realschülerinnen und Werreprojekt-Mitwirkenden (von links nach rechts) Leonie Stock, Victoria Grünwald, Julia Kolva und Mariella Stock.

Die beiden Autorinnen Victoria Grünwald (links) und Julia Kolva (rechts) stehen vor “ihrer” Schautafel. Diese befindet sich am Gewässerlehrpfad auf Höhe des Städtischen Gymnasiums.

“Non solum scholae sed etiam vitae discimus.” („Nicht nur für die Schule, sondern auch für das Leben lernen wir.“)

Die im obigen Bild rechts abgebildete Julia Kolva steht beispielhaft für diesen Ausspruch. Denn nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Schulzeit an unserer Realschule vor zwei Jahren macht sie gerade ihre Ausbildung zur Umwelttechnischen Assistentin.

Weiterführende Links:

https://gele-lage.de/#

https://www.lage.de/Bauen-Wirtschaft/Wasserwirtschaft/Gew%C3%A4sser/Lehrpfad/

https://www.s-immobilien-gmbh.de/aktuelles/wir-unterstuetzen-den-gewaesserlehrpfad-in-lage/

https://www.realschule-lage.de/?page_id=431

Text und Bilder: Jörn Fries